Was ist Moderhinke?
Was ist Moderhinke?
Unter dem Begriff Moderhinke versteht man eine Erkrankung der Klauen, die besonders bei Schafen, aber auch bei anderen Wiederkäuern auftritt. Diese durch Bakterien hervorgerufene, entzündliche Erkrankung ist auch unter dem Synonym Schafpanaritium bekannt. Besonders bei erkrankten Schafen kommt es in vielen Fällen zu einem schweren Verlauf, der mit erheblichen Schmerzen an den Klauen einhergeht. Durch diese Krankheit entsteht vor allem in den Ländern mit traditioneller Schafzucht ein enormer wirtschaftlicher Schaden. In Australien, England und Neuseeland erkranken jedes Jahr viele tausend Tiere, da die Krankheit sehr einfach von Tier zu Tier übertragen wird. Im Verlaufe der Krankheit magern die Tiere ab, was einen sehr großen Einfluss auf den wirtschaftlichen Ertrag der Herden hat. Davon sind sowohl die Woll-, Milch- und Fleischproduktion, als auch die Zuchterfolge betroffen, da erkrankte Muttertiere in der Regel nicht mehr ausreichend für ihre Jungtiere sorgen können. Die am meisten betroffenen Länder haben daher in der Vergangenheit umfangreiche Sanierungs- und Bekämpfungsprogramme etabliert, um die Verbreitung dieser Seuche einzudämmen.
Der Name Moderhinke ist eine volkstümliche Bezeichnung, die von dem unangenehmen Geruch stammt, den die erkrankten Klauen der Tiere verströmen. Der faulige und süßliche Geruch wird von der grau-weißen, schmierigen Masse, die diese eitrige Entzündung der Klauen begleitet, hervorgerufen.
Ursachen der Moderhinke?
Als Ursache für die Erkrankung ist eine Infektion mit zwei verschiedenen Bakterien erkannt worden. Sowohl das Fusobacterium necrophorum als auch der Dichelobacter nodosus sind Bakterien, die bevorzugt in auf feuchten Weiden vorkommen. Die Bakterien haben eine unterschiedliche Überlebenszeit, je nachdem in welchem Zustand der kontaminierte Boden ist. Beide Bakterien haben allerdings wesentlich bessere Überlebenschancen an der betroffenen Klaue. Während Dichelobacter nodosus in mittelfeuchten Böden schon nach zwei Wochen absterben kann, überleben beide Bakterien an der betroffenen Klaue über mehrere Jahre. Daher ist eine Ausbreitung innerhalb einer Herde sehr wahrscheinlich. Die Ansteckung mit der Moderhinke erfolgt beim direkten Kontakt mit dem kontaminierten Boden. Dieser Ansteckungsweg birgt allein schon das Potential, um eine ganze Herde zu infizieren. Die Krankheit überträgt sich allerdings auch sehr leicht von Tier zu Tier, was eine hohe Ansteckungsrate in sehr kurzer Zeit ermöglicht. Wie bei jeder bakteriellen Erkrankung begünstigt ein schlechter Allgemeinzustand die Infizierung. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass Temperaturextreme, also sehr trockenes oder sehr kaltes Wetter eine Ansteckung behindern. Auch sind die unterschiedlichen Schafrassen unterschiedlich anfällig. Als am wenigsten robust gelten Merinoschafe.
Krankheitsbild, Ablauf und Diagnose
Moderhinke beim Schaf
Die klinische Diagnose dieser Erkrankung erfolgt meist anhand der typischen, durch die Entzündung verursachten Veränderungen an der Klaue und den prägnanten Geruch, den das betroffene Tier dadurch verströmt.
In den allermeisten Fällen wird zuerst der Spalt zwischen den einzelnen Klauen von der Entzündung betroffen. Von diesem Interdigitalspalt greift die Entzündung dann auf die Klauen und die Gliedmaßen über. Nach der Ansteckung nimmt die Krankheit unbehandelt den immer gleichen Verlauf, der sich dann nur noch im Schweregrad unterscheidet. In den meisten Fällen wir die Klauenwand unterminiert, das Klauenhorn löst sich dabei im Verlauf der Erkrankung teils vollständig auf. Eine Folge davon ist die Ablösung des Wandhorns und des Sohlenhorns von der Klauenhaut. In diesem Stadium ist die Klaue bereist hochgradig entzündet, was mit einer starken Vereiterung und sehr starken Schmerzen für das Tier einhergeht. In diesem Stadium wäre die Erkrankung auch an der Lahmheit des Tieres zu erkennen. Betroffene Tier schonen die Gliedmaßen und verhindern Schmerzen, in dem sie beispielsweise beim Fressen und teilweise auch bei der Fortbewegung nicht mehr auf den Klauen stehen oder laufen.
Stattdessen nutzen sie das nächste Gelenk, also die Fußwurzel (Karpalgelenk). Wenn der Hinterlauf betroffen ist, erkennt man das daran, dass diese Tiere meist ein betroffenes Bein schonen oder beispielsweise im Liegen fressen. Innerhalb einer Herde erkennt man erkrankte Tiere an ihrem mangelnden Tempo und dem typischen Kopfnicken. Diese Tiere haben meist einen erheblichen Abstand zum Rest der Herde. Durch ihre mangelnde Beweglichkeit und damit verbundene Einschränkungen magern diese Tiere meist stark ab.
Vorbeugen
Die Präventionsmaßnahme, die gegen die Moderhinke unternommen werden können, sind sehr vielseitig. Zum Einen sollte man sich Gedanken über mögliche Ansteckungswege machen. Das bedeutet, dass neu hinzu gekaufte Tiere grundsätzlich erstmal keinen Kontakt zur neuen Herde haben sollten. Eine mehrwöchige Quarantäne mit regelmäßigen Klauenbädern ist anzuraten. Auf der Weide und im Stall sollten besonders feuchte Stellen gemieden werden. Im schlimmsten Fall müssen Teile der Weide ausgezäunt werden, um die besonders gefährlichen Stellen zu meiden. Sinnvoller wäre eine Trockenlegung der entsprechenden Stellen. Eine regelmäßige Kontrolle des eigenen Tierbestandes sollte selbstverständlich sein. Die Ansteckung mit der Krankheit kann zum Beispiel auch durch Pflege der Klauen, Klauenbäder, antibiotische Gaben und Impfschutz gehemmt werden. Wechselt die Herde auf eine andere Weide, dann sollte der Kontakt mit Weiden oder Triebwegen anderer Herden möglichst vermieden werden. Eine weitere Möglichkeit der Vorbeugung stellt die gezielte Zucht und Kreuzung mit resistenten Rassen dar. Sind Tiere in einer Herde befallen, müssen diese strengstens von der restlichen Herde abgesondert werden.
Moderhinke behandeln
Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr verschieden und richten sich nach dem Grad der Erkrankung. Vor allem in den Anfangsstadien der Erkrankung hat sich eine Behandlung mit antibiotischen Sprays bewährt. Zuerst werden die erkrankten Tiere auf einen festen Untergrund geführt. Dort werden die betroffenen Klauen gesäubert und die erkrankten Stellen entfernt. Die entfernten kranken Klauen müssen unbedingt verbrannt oder zum Beispiel vergraben werden, da sie ein Ansteckungsrisiko darstellen. Selbst die verwendeten Klauenmesser oder Transportfahrzeuge sind ein weiteres Risiko für eine Ansteckung anderer Tiere. Die Reinigung der betroffenen Klauen und der Wunden sollte unbedingt unter fließendem Wasser erfolgen. Anderenfalls wird das Waschwasser bei der Behandlung mit der Erreger Bakterien kontaminiert. Die behandelten Tiere werden nach der Säuberung und Behandlung der Klauen mit antibiotischen Sprays lokal desinfiziert. Dadurch wird die Heilung der Wunden beschleunigt und die Entwicklung der Bakterien gehemmt.
Moderhinke und der Tierschutz
Die Moderhinke ist eine Krankheit, die dem betroffenen Tier meist erhebliche Schmerzen verursacht. Die Leiden und Schäden, die bei dem Tier verursacht werden, sind für den Tierschutz relevant. Da der Krankheitsverlauf die Tiere immer extremer belastet, muss der Halter sofort beim ersten Anzeichen aktiv werden. Eine Verschleppung oder das Unterlassen von Hilfsmassnahmen wäre mit dem §2 des Tierschutzgesetzes nicht zu vereinbaren. Obwohl der Halter am Ausbruch der Erkrankung keine aktive Schuld hat, würde er sich bei einer passiven, abwartenden Haltung doch möglicherweise bereits einer Straftat schuldig machen. Im §17 Tierschutzgesetz ist beispielsweise geregelt, dass garantenpflichtiges Unterlassen als Quälerei oder Leidenszufügung ausgelegt werden kann und somit eine Straftat ist. Werden die kranken Tiere nicht aus der Herde entfernt, sondern weiter mit geführt, so ändert sich der Tatbestand in aktives, quälerisches Zufügen von Schmerzen. Somit muss der Halter die erkrankten Tiere von der Herde separieren und getrennt einpferchen. Tut er dies nicht, erhöht er die Ansteckungsgefahr für die restlichen Herde und den Leidensdruck für die bereits erkrankten Tiere. Aus wirtschaftlichen Gründen und aus der Sicht des Tierschutzes sollte in einer betroffenen Herde unbedingt eine umfangreiche Bestandssanierung erfolgen. Andernfalls kann nie ganz ausgeschlossen werden, dass nicht weitere Tiere der Herde erkranken. Die Ansteckungswege sind derart vielfältig, dass nur eine Bekämpfung der Verursacher Keime Erfolg verspricht.